… die wilden fliegen.“
Als ich diesen Spruch gelesen habe, habe ich endlich einen passenden Titel für meinen Beitrag gefunden.
Da kommst du doch eh nicht rein!
Einige die diesen Satz lesen, wissen sofort was ich meine.Viele gehen davon aus, dass ich ja sowieso nirgends mehr rein komme, schließlich sitze ich im Rollstuhl. Auf keinen Fall möchte ich irgendwas beschönigen. Es gibt unglaublich viele Orte an die ich nicht mehr hinkomme .. EIGENTLICH.
Die richtige Formulierung wäre: Ohne Hilfe, komme ich dort nicht mehr hinein.
Irgendwann kam der Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, dass diese Welt nicht mehr die selbe ist. Es war ja auch tatsächlich so, aber das Gefühl, dass diese Welt einfach nur noch gemein ist, ließ mich nicht los. Ich probierte alles aus und musste feststellen, dass viele Ort in denen ich sehr gern war, für mich erstmal ausfielen.
Ich wollte es so nicht akzeptieren und ich fing an nach Lösungen zu suchen. Eine davon, war Hilfe von anderen Menschen anzunehmen und auch darum zu bitten. Ganz ehrlich: Das war noch nie meine größte Stärke! In diesem Fall brachte mich mein Dickkopf allerdings nicht sehr weit. An der Stelle ein Danke an die Menschen die mir das klar gemacht habe.
Ich fing also an, mir ein Stück Freiheit wieder zu holen.
Könnten Sie mir bitte mal…
Ich werde es nie vergessen. Mein erster kleiner Einkauf mit Rollstuhl fühlt sich, wenn ich heute daran zurück denke, echt mies an. Heute kann ich über einiges lachen, aber glaubt mir: Damals war mir so gar nicht nach lachen. 😉
Ich stand vor einem Regal, neben mir eine sehr hektisch wirkende Frau. Ich musste nach ganz oben an das Regal. Ich hatte also die Wahl heute Abend etwas anderes zu essen oder die Dame neben mir zu fragen, ob Sie mir dieses Päckchen Kräuter geben könnte. Ich fragte Sie und was passierte… Sie schaute mich an. Sie schaute zu mir runter, wurde rot und sagte nichts. Mein erster Gedanke war: Echt jetzt?! Komm schon, so schlimm sehe ich nun auch nicht aus.
Nach gefühlten zehn Minuten hatte ich dann meine Kräuter und erledigte den Rest des Einkaufs. An der Kasse angekommen, kam das nächste. So schnell, wie die nette Kassierin meinen Einkauf über das Band zog, kam ich mit dem einpacken nicht hinterher.
Am Ende half mir die Kassierin, weil hinter mir eine ungeduldige Frau darauf wartete bezahlen zu können und mir schon gefühlte einhundert Mal mit dem Einkaufswagen in den Rücken fuhr. Echt grauenvoll.
Heute (wenn ich dann doch mal schnell etwas benötige) stören mich diese Dinge wenig, weil es mich einfach nicht mehr stört zu fragen oder die Hilfe der Kassierer anzunehmen. Sie machen alles so viel leichter. 🙂
Das Problem mit den Einkaufswagen, Kinderwagen oder auch einem Rollator der einem in den Rücken fährt kann ich euch nur sagen: Guckt einfach mal böse nach hinten und bittet darum das Sie aufhören euch in die Hacken zu fahren.
Starke Männer … und Frauen.
Auch so eine Sache, die Anfangs echt doof war und es manchmal immer noch ist. Tragen. Man muss so ein starkes Vertrauen in Menschen haben.
Mittlerweile traue ich einfach meinem Bauchgefühl. Zum größten Teil sind es Menschen die ich kenne, die mir ab und an irgendwo hinein und hinaus helfen. Es gab allerdings schon genug Situationen, in denen ein/e Fremde/r dazu kam und das ist manchmal doch etwas komisch.
Immer wieder komme ich in Situationen in denen ich auf Stufen stoße. Echt viele und manchmal echt große. Selbst mit ganz viel Übung im Rollstuhl fahren gibt es Grenzen, zumindest bei mir, keien Ahnung wie das bei anderen ist. Zum Beispiel wenn deine Freundin im dritten Stock wohnt, ohne Fahrstuhl. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass sie ja auch zu mir kommen könnte. Könnte Sie, aber man kann sich ja auch einfach mal überlegen wie ich da trotzdem hoch komme.
Und ja, mein ganzer Freundeskreis wird bei solch einem Besuch eingespannt oder eben mein Freund.
Mittlerweile ist es etwas ganz normales geworden wenn ich irgendwo zu Besuch bin. Ich hoffe immer nur, dass wir alle nicht zu schnell alt werden, damit es noch ganz lange so funktioniert. 🙂
Menschen die ich nicht kenne, bekommen eine kleine Einweisung von mir und dann klappt es eigentlich immer. 😀
Traut euch!
Es kostet am Anfang echt viel Überwindung aber ich habe es bisher nie bereut Hilfe anzunehmen. Es klingt erstmal komisch, wenn ich sage, dass mir die Hilfe von anderen ein Stück Leben zurück gegeben hat, aber genau so ist es! Ich bin so oft irgendwo und werde gefragt wie ich denn da rein gekommen bin.
Meine häufigste Antwort: „Es gibt nette Menschen.“ oder “ Ich habe echt tolle Freunde.“
Mittlerweile fällt es mir leichter um Hilfe zu bitten und sie auch anzunehmen. Einfach weil ich mit sooo schönen Tagen, Abenden und Nächten belohnt wurde! 🙂
Es sagt ja keiner das man sich den ganzen lieben Tag bei allen Dingen helfen lassen soll wenn man es doch selbst kann, doch wenn irgendetwas nicht geht dann bietet einem das doch wieder ein Stück Freiheit.
Ich singe nicht nur, ich fliege! Es ist so schön.