Warum machst du das eigentlich?

Eine Frage, die mir gerade nach den zuletzt veröffentlichen Bildern häufig gestellt wurde. Die Reaktionen waren überwiegend positiv, aber es gab natürlich auch Kritiker. Die soll es auch geben, solange es sachlich bleibt.

Ich wurde in den letzten Tagen mit vielen Fragen konfrontiert, die ich für mich noch nie beantwortet hatte: Warum gehst du so offensiv mit deinem Handicap um? Wie schaffst du es, so entspannt damit umzugehen? Was möchtest du mit diesem Bilder bezwecken? Warum machst du das eigentlich? Was sagt dein Freund überhaupt dazu? Fragen über Fragen die ich fleißig beantwortete, warum auch nicht. 🙂

Ich verfolge mit jedem Bild und jedem Beitrag gespannt die Reaktionen und bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich diese ausfallen. Von „Wow, macht bitte weiter so!“ bis „Da versucht wohl jemand zwanghaft Aufmerksamkeit zu bekommen.“ war so ziemlich alles dabei.

Wie alles begann

Seit 2014 begleiten mich nun meine 4 Räder. Wir hatten übrigens 2-Jähriges. Einen Strauß Blumen bekam er nicht, warum auch.
Mein Leben veränderte sich und ich durchlebte, wie viele in meiner Situation, eine emotionale Achterbahnfahrt. Von einem „So ein Sch****!!“, „Wie soll das weiter gehen?“ bis „Chacka, ich schaff das schon!“ war alles dabei. Lange war mir nicht klar, was ich mit der Situation anfangen soll. Irgendwie befand ich mich auf der Suche nach mir selbst und fühlte mich von nun an nicht mehr wie vorher. In Mitten dieser „Phase“ lernte ich meinen Freund kennen. Er ging von Anfang an ohne große Berührungsängste mit dieser Rollstuhlsache um und schnell war klar: Das passt! Als ich mich näher mit seiner Art der Fotografie beschäftigte, beschloss ich mich der Herausforderung zu stellen. 🙂 

Meine Bilder

Kurze Zeit später fing ich an, meinen Blog zu schreiben. Es war DIE Gelegenheit, die Bilder zu zeigen. Sie gefallen mir und ich bin mega stolz darauf. Warum also nicht zeigen? Es sind Bilder, wie sie von vielen anderen Frauen ebenso existieren.
Die Reaktionen waren zum größten Teil positiv, allerdings gab es auch negative. Damit habe ich gerechnet, jedoch nicht damit, dass sie zum großen Teil von selbst Betroffenen kamen. Hier mal ein kleiner Einblick an Nachrichten, die mich erreicht haben:

„Wie kann man sich als Frau im Rollstuhl nur so zeigen?“, „Das ist kein bisschen realistisch, man hätte für die Bilder lieber jemand Betroffenen und kein normales Model nehmen sollen!“, „Das ist einfach nur provokant und geschmacklos.“, „Um sich so zur Schau zu stellen, muss man die Aufmerksamkeit ja nötig haben.“

So ziemlich alle Menschen mit Behinderung schreien danach normal behandelt zu werden und nicht immer nur als der/die im Rollstuhl (oder sonstiger Behinderung) gesehen zu werden. Dann kommt einer/eine, zeigt wie es gehen kann und plötzlich ist es zu viel Normalität? Sogar geschmacklos, provokant und ein Schrei nach verzweifelter Aufmerksamkeit?!
Nein, ist es nicht! Es ist der Beweis, dass Schönheit und „Sich-schön-fühlen“ nichts mit den „Idealen“ zu tun hat, die uns den ganzen Tag vorgelebt werden. Es sollte viel mehr solcher Bilder geben! 🙂
Sie zeigen einmal mehr, dass ein Leben mit Handicap nicht so viel anders ist. Vielleicht habe ich auch die Hoffnung, dass die Bilder Klischees abbauen, die immer noch in vielen Köpfen existieren. Das Eltern, nicht mehr panisch ihre Kinder weg ziehen, weil sie mit dem Finger auf mich zeigen oder sie anschnauzen: „Da glotzt man nicht so hin!!“. Bitte erklärt es Ihnen! 🙂

Schönheit beginnt in dem Moment, in dem du beschliesst, du selbst zu sein. – Coco Chanel